Hypermedia - das ist doch ein uralter Hut!
Zu dieser Einschätzung könnte ein oberflächlicher Betrachter leicht kommen, denn dieses "World Wide Web", das ja gemeinhin mit "dem Internet" gleichgesetzt wird, besteht doch schließlich aus Hypermedia. Also liegt doch im Gegenschluss die Folgerung Nahe, dass Hypermedia so alt ist wie das WWW. Und so könnte des Weiteren gefolgert werden, dass in den etwa 30 Jahren, seit dieser Tim Berners-Lee das WWW "erfunden" hat, sowohl die Nutzung als auch die Gestaltung von Hypermedia längst bis ins letzte Detail theoretisch und praktisch ausgekundschaftet wurde.
Mit dieser Einschätzung liegt der besagte oberflächliche Betrachter sowohl richtig als auch falsch:
Die beiden letztgenannten Punkte führen zu dem Kern, der diesem Buch zugrunde liegt:
Auf die Definition des Begriffes "Hypermedia" wird im Verlauf dieser Reihe an vielen Stellen noch genauer eingegangen. Hier aber soll, sozusagen einführend, eine einfache Betrachtung ausreichen:
"Hypermedia" bedeutet, dass alle möglichen Medien durch Verweise miteinander verbunden werden können. Dabei sollen nicht nur ganze Dateien beziehungsweise Informationsknoten miteinander verbunden, oder allgemeinverständlicher: verlinkt, werden können, sondern auch sehr gezielt Teile dieser Knoten. So kann ein Satz in einem Hypertext ein Verweis zu einem Kapitel eines Textes in einem anderen Informationsknoten darstellen.
Wenngleich technisch möglich, wird auf diese Art der Verbindung in anderen Medien und Teilmedien aber meist immer noch verzichtet. So ist zwar der "Klick" auf ein Bild oft möglich, um zu weiteren Informationsknoten zu gelangen, aber eine Unterscheidung, in welcher Region des Bildes oder auf welches sichtbare Objekt in dem Bild geklickt wurde, wird nur selten realisiert.
So sollte das WWW, und damit auch die Mehrzahl heutiger Hypermedien, zu Recht eigentlich immer noch vor allem als Hypertext oder als Hypertextsystem bezeichnet und auch so betrachtet werden. Es handelt sich somit also lediglich um eine Teil- oder Unterform von Hypermedia.
Aus diesem Grunde erklärt sich auch die starke Anlehnung der Gestaltung von Webseiten an die Printgestaltung, wenngleich sich dies aktuell durchaus, aber immer noch recht überschaubar langsam, zu ändern scheint. Für die Gestaltung von Hypermedia in dem Sinne, dass sowohl Texte als auch Bilder, Videos und alle weiteren möglichen Medienformen verknüpft und integriert werden sollen, fehlen bisher zwei wesentliche Dinge:
"Beyond Hypertext" will sich diesen Punkten widmen. Dabei sollen sowohl technische als insbesondere auch gestalterische und medienwissenschaftliche Aspekte beleuchtet werden. Dass den möglichen Vorteilen durchaus auch Probleme im Wege stehen, soll dabei nicht verschwiegen werden.
Peter Hoffmann,
Bremen, 2018
Hypermedia ist immer noch kein alter Hut!
Daher wurde dieser Betrachtung an einigen Stellen noch einmal aktualisiert und insbesondere durch einen neuen Abschnitt, der die Rolle des Benutzers, und dabei insbesondere die des Produzenten von hypermedialen Inhalten, betrachtet.
Natürlich wurde auch diese erweiterte Betrachtung vorgenommen von "mir" - Peter Hoffmann, einerseits derzeit Professor für Wirtschaftsinformatik an der FOM Hochschule in München, andererseits Medieninformatiker mit Herz und Seele. Unter dem Label "Invisible Cow" beschäftige ich mich seit mittlerweile fast 20 Jahren mit den Fragen danach, was eigentlich diese "digitalen Medien" sind und wie dieses "Multimedia" wirkt, wie es gestaltet und wie es genutzt werden kann.
Der Name "Invisible Cow" ist den Kühen an den Hängen des Mauna Kea auf Big Island in Hawaii entlehnt, die eben manchmal unsichtbar bleiben, wenn sie sich in den senkenden Wolken verstecken.
Genauso wie diese Kühe dort bleibt auch wirklich gute Gestaltung von Medien meist unsichtbar!
Aber sie wirkt!
Sowohl bei der Informations ...
... als auch bei der Interaktionsgestaltung!
Nun wünsche ich viel Spaß beim Erkunden dieser bunten und spannenden Hyper- und Multimedia-Welt.
Dr. Peter Hoffmann, Rorschach, Juli 2021