Einige Jahre vor Bush erkannte schon Paul Otlet, der als Begründer der modernen Dokumentationswissenschaft gilt, die Wichtigkeit von Datensammlungen. Zu seiner Zeit ahnte wohl noch niemand, welche Bedeutung solche Datensammlungen einmal bekommen würden. Sein Ziel war es, organisatorische und technische Grundlagen für eine Dokumentation des Weltwissens zu schaffen [HAR06]. Diese Idee beschrieb er unter der Bezeichnung "Mundaneum" schon im Jahre 1928 [OTL28], wobei er sich dabei auf die Zusammenarbeit mit dem belgischen Friedensnobelpreisträger Henri La Fontaine stützte.
Mundaneum:
Paul Otlet: Traité de Documentation
Zusammen mit ihm skizzierte Otlet eine "Répertoire Bibliographique Universel" und damit nichts weniger als den Versuch, sämtliche weltweit erhältlichen Publikationen zu dokumentieren. Die offensichtlich schon damals beginnende Publikationsflut wollten beide auf diese Weise mit einer Ebene von Metadaten zu den Publikationen in den Griff bekommen. Die Idee von Otlet und La Fontaine kann als erste Beschreibung einer multimedialen Datenbank bezeichnet werden. Zugleich erfanden beide mit dieser Idee als Grundlage dazu die Technik der systematischen Dokumentation.
Die beschriebene Idee wurde in einer internationalen Konferenz von Bibliothekaren diskutiert. Das Ergebnis war eine Zentralstelle als Institution zur Umsetzung der skizzierten Ideen, das "Institut International de Bibliographie". In dieser Einrichtung sollten die praktischen Umsetzungen erfolgen, um Information, Klassifikation und Dokumentation auf eine neue organisatorische und technische Basis zu stellen. Schließlich sollte daraus eine Wissensorganisation entstehen, die inter- und übernational sein und ein Weltzentrum des Wissens darstellen sollte. Auch wenn der französische Stararchitekt Le Corbusier schon Pläne für die Errichtung eines angemessenen Gebäudes entwarf, wurde die Einrichtung zunächst im "Palais de Cinquantenaire", der in Brüssel anlässlich der Weltausstellung 1897 errichtet wurde, eingerichtet, wo sie als "Palais Mondial" oder später eben als "Mundaneum" bezeichnet bis zu ihrer Schließung in Jahr 1934 untergebracht war.
Mundaneum:
Entwurf von Corbusier
Seit wenigen Jahren hat das Mundaneum sowohl in der Realität im belgischen Mons als auch unter www.mundaneum.org in der Virtualität wieder geöffnet.