Die oben beschriebene Grundstruktur von Hypermedien im Allgemeinen und von Hypertexten im Speziellen aus Informationsknoten und verknüpfenden, strukturgebenden Kanten ist durchaus als simpel zu bezeichnen. [KUH04] Dennoch eignet sich auch diese Beschreibung schon dazu, um auch komplexe Strukturen aufzubauen und abzubilden.
Neben Diskussionen betreffs der Typisierung von Links, wie auch die oben vorgestellte konstruktive Sichtweise eine ist, führten auch Diskussionen zur inhaltlichen Betrachtung und der Handhabung der Inhalte, wie sie in dieser Reihe in den folgenden Teilen ebenfalls aufgegriffen werden sollen, zu Problemen. Sowohl ein Vergleich von Hypertextsystemen ebenso wie ein Vergleich systemunabhängiger, aber benötigter Funktionalitäten, erwies sich als schwierig bis unmöglich, weil eben keine grundlegende Betrachtungsweise als Basis herangezogen werden konnte. Erst die theoretische Betrachtung, die Campbell und Goodman 1988 mit ihrer Hypertext Abstract Machine begannen, versprach hier Abhilfe. [CAM88]
Das Modell beginnt mit einer Datenbank- bzw. einer Dateisystemebene als Fundament des Hypertextsystems. Auf dieser Ebene werden die den Informationsraum aufspannenden Dateien und Daten gespeichert und für den Zugriff vorgehalten. Über die inhaltlichen Informationen hinaus werden auf dieser Ebene auch weitere systemrelevante Daten, wie Zugriffsrechte, Typisierungen und so weiter, gespeichert.
Modell der Hypertext Abstract Machine
Den Kern des Modells stellt die mittlere Ebene dar, auf der die eigentliche Hypertext Abstract Machine angesiedelt ist. Ihre Aufgabe besteht darin, die auf der unteren Ebene gespeicherten Daten mit Links zu erweitern, zu kombinieren und zu verbinden und so die eigentliche hypermediale, genauer die hypertextuelle, Struktur zu schaffen. Auf dieser Ebene werden die in der unteren Ebene gespeicherten Daten nicht mehr als Daten, sondern als Knoten bezeichnet. Diese spezifiziert das HAM-Modell nicht weiter aus, so dass es den Implementierungen obliegt, welche Präsentationscharakteristik ein Knoten aufweist. So sind Implementierungen einer HAM mit Knoten denkbar, die fix positioniert auf dem Bildschirm dargestellt werden, ebenso wie solche Implementierungen, bei denen die Position und Größe der Darstellung eines Knoten dynamisch veränderlich sind und sich an Situation, Kontext oder Gerät anpassen.
Die oberste Ebene wird durch die Präsentationsebene gebildet, welche die Benutzungsschnittstelle der HAM ist. Hier werden die in der HAM strukturierten und mit Links angereicherten Daten dargestellt und die Interaktion des Benutzers interpretiert. Auch hier erfolgt die Spezifizierung des Modells nur sehr knapp und lässt den Implementierungen die Wahl, wie komplex die Interaktion sein darf und wie tief diese interpretiert werden soll. So ist auch hier eine große Bandbreite an Implementierungen möglich, beginnend mit solchen, die lediglich auf die direkte Aktivierung eines Links reagieren bis hin zu solchen, die ein adaptives Verhalten der Präsentation ermöglichen.