Die bisher vorgestellten Ausprägungen sowohl von statischem als auch von dynamischem Hypermedia waren ausschließlich visueller Art. Einen Sonderfall stellt das im folgenden vorgestellte Hyperaudio dar. Wenn auch der visuelle Sinn die wichtigste Informationsquelle des Menschen darstellt [DIX03], so ist der auditive Sinn für den Menschen nicht minder wichtig, wie sich an der aktuellen rasanten Verbreitung von Geräten und Anwendungen wie Siri, Alexa oder Cortana deutlich zeigt [STA16]. Gerade dieser Sinn stellt den Hauptkanal sowohl für die zwischenmenschliche als auch für weitere Kommunikation dar. Daher ist es eigentlich umso verwunderlicher, dass die Informationsquelle WWW, die häufig als mittlerweile wichtigste Informationsquelle der Benutzer bezeichnet wird, diesen Sinn so stiefmütterlich behandelt. Mit einigen wenigen Ausnahmen sind nahezu keine Quellen zu finden, die den Versuch machen, auditive Medien interaktiv zu gestalten und zu nutzen oder diese gar mit dem Hypermedia-Gedanken in Verbindung zu bringen. Herangehensweisen wie die von Donker [DON07] oder auch die der gesprochenen Wikipedia [WIK16gw] müssen eher als Ausnahme angesehen werden. Die zurückhaltende Berücksichtigung dieser Art von Hyperaudio mag daran liegen, dass wir als Benutzer es gewohnt sind, dass die Benutzungsschnittstellen von Computern und Anwendungen vor allem visuell ausgelegt sind. Die Benutzerzielgruppen, die auf andere Sinne angewiesen sind, wie zum Beispiel Benutzer mit Sehbeeinträchtigungen, sind im Vergleich dazu als klein und daher kommerziell als eher unbedeutend anzusehen. Nichtsdestotrotz soll an dieser Stelle zumindest der Versuch unternommen werden, einige grundlegende Fragen zu diesem Hypermedium aufzuwerfen und diese im positiven Falle auch zu beantworten.
Um den Benutzer bei seiner Arbeit oder allgemein bei seinem Umgang mit Hypermedia zu unterstützen, ist es zumindest vorteilhaft, wenn nicht sogar zwingend notwendig, dass ein Link beziehungsweise sein Startanker sich vom nicht aktivierbaren Teil des Informationsinhaltes abhebt. Wie bei den bisher betrachteten Hypermediaformen, so besteht auch Hyperaudio aus solchen Informationsinhalten, bei denen besonders wichtige Teile als Anker für Links dienen. Während bei den visuellen Formen dieser Anker eine räumliche Beschreibung in Form der Positionsangabe benötigt, ist eine solche Beschreibungsform bei rein auditiven Medien nicht notwendig beziehungsweise gar nicht anwendbar. Ein Soundclip oder ein anderer auditiver Inhalt hat weder eine räumliche noch eine andere visuelle Darstellung. Somit entfallen sowohl Beschreibungsteile für räumliche Positionen als auch weitere Angaben, die zum Beispiel die Form oder die Farbe betreffen würden. Es müssen also andere Wege gefunden werden, die Startanker der Hyperaudiolinks zu beschreiben und diese bei der Präsentation darzustellen.
Während gesagt werden könnte, dass visuelle Informationen vom Menschen eher nichtlinear aufgenommen werden, so trifft dies bei auditiven Informationen in dieser Form nicht zu [NUD12]. Auch wenn viele Sinnesprozesse unbewusst ablaufen, so hat der Mensch beim Betrachten eines Bildes doch wesentlichen Einfluss darauf, wohin er seinen Blick richtet, also welchen Teil des Bildes er anschaut und dann in den Verarbeitungsprozess seines Wahrnehmungsapparates ein- bzw. weiterleitet. Beim Hören einer auditiven Information hat der Mensch die Möglichkeit zur Auswahl eines Teiles der Information nicht, abgesehen von eher unbewusst vorgenommenen Eingriffen beim sogenannten Cocktail-Party-Effekt [ANS11] oder ähnlichen. Die Information wird an das Ohr herangetragen und ohne direkten Einfluss des Menschen aufgenommen. In diesen Informationsfluss muss daher der Startanker eines Hyperaudiolinks eingebaut werden, und zwar so, dass er
Hyperaudio
Dies kann beispielsweise so realisiert werden, dass
Insbesondere die erste Darstellungsweise wird von sogenannten Screenreadern angewandt. Während des Vorlesens des Bildschirminhaltes werden die vorkommenden Textlinks mit einem gesprochenen Link angekündigt.
Ebenso wie sich die Darstellung der auditiven Informationen gegenüber der Darstellung visueller Informationen ändert, muss sich auch die Aktivierung ändern, schließlich gibt es auch dafür keine räumliche Fläche, die durch einen Mauszeiger angeklickt oder mit dem Finger "getoucht" werden könnte.
Für beide Teilprobleme gibt es derzeit keine allgemeingültigen Lösungsstrategien oder gar Standards. Dennoch sollen einige grundlegende Überlegungen zu diesem Problemfeld die Betrachtung der "reinen" Hypermediaformen abschließen:
Auf dem Weg vom Link zum Hotspot, Teil IV:
Eigenschaften von Hyperaudio-Links
Position des Startankers: | Die Beschreibung der Position des Startankers erfolgt durch die zeitliche Angabe, wann der Startanker hörbar sein muss. Eine räumliche Angabe für den Startanker entfällt. |
Veränderung der Position des Startankers: | Die Definition der Position des Startankers ist abhängig von der, der auditiven Information immanenten, Zeit. Die Angabe ist absolut, Der Startanker fließt mit der Darstellung der Information mit. |
Aussehen des Startankers: | Es gibt derzeit keine allgemeine Browserunterstützung für Hyperaudio. Verschiedene Anwendungsprogramme, wie zum Beispiel Screenreader, weisen durch einen gesprochenen Hinweis, wie z.B. "Link", auf den Startanker hin. |
Veränderung des Aussehens des Startankers: | Es gibt derzeit keine allgemeine Browserunterstützung für Hyperaudio. Allerdings verändert der Startanker bei Hyperaudio sein Aussehen nicht, da er keines hat. |
Position des Zielankers: | Derzeit keine standardisierte Beschreibung definiert. |
Aussehen des Zielankers: | Derzeit keine standardisierte Beschreibung definiert. |