Bei den in den vorigen Abschnitten betrachteten hypermedialen Ausprägungen war die Dynamik im jeweiligen medialen Eigenverhalten offensichtlich. Während der Darstellung und der Betrachtung verändern sich die wahrnehmbaren Informationsteile durch das den Medien immanente Zeitverhalten. Ergänzend muss hier gesagt werden, dass der Begriff Betrachtung hier auch den auditiven Teil, also das Zuhören, einschließt. Allerdings bieten moderne Formen der Anwendungsentwicklung auch die Möglichkeit, eine Dynamik im Ablauf einer Präsentation und Benutzung zu integrieren, die für den Benutzer auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, wenn solche Begriffe wie Proaktivität und ähnliche berücksichtigt werden.
In anderer Form beziehungsweise vor einem anderen Hintergrund werden solche Verhaltensweisen von Anwendungen schon realisiert und genutzt, aber durchaus auch kontrovers diskutiert. Gemeint ist die Berücksichtigung des Benutzerverhaltens bei der Internetsuche und bei Vorschlags- und Ratingfunktionen, wie es zum Beispiel in Online-Shops geschieht. Hier ist es mittlerweile die Regel, dass sich Suchergebnisse an vorher erfassten und stets aktualisierten Benutzerprofilen orientieren. Der Kritikpunkt an dieser Stelle liegt darin, dass unbedarften und unaufmerksamen Internetnutzern auf diese Weise nur ein Teil der möglicherweise relevanten Suchergebnisse angeboten wird. Ein nicht unerheblicher Teil der Suchergebnisse wird entweder ganz ausgeblendet oder an das Ende der Ergebnisliste gestellt. Das derzeit hierzu diskutierte Schlagwort lautet natürlich "Filterblase".
An dieser Stelle sollen die genannten und auch weitere Kritikpunkte nicht vertieft werden. Jedoch sind solche Arten technischer Verhaltensweisen auch für hypermediale Anwendungen vorstellbar und in verschiedenen Weisen interessant. Die Umsetzung könnte, unabhängig von der verwendeten dynamischen Verhaltensweise, so aussehen, dass ...
Der Benutzer wird diese Anpassungen, sofern er nicht gezielt darauf achtet, nur schwer erkennen können. Insbesondere die Veränderung von Verweiszielen stellt hier die größte Herausforderung, wenn nicht gar ein echtes Problem dar. Auch hier gilt, dass für den Benutzer möglicherweise Teile des aufgespannten Informationsraums nicht erreichbar sind, da die Hypermedia"intelligenz" keine Verweise in Richtung dieser Teile anbietet. Möglicherweise relevante Inhalte für den Benutzer bleiben so ungenutzt oder unerreichbar.
Ein weiteres Problem ist die mögliche Nichtreproduzierbarkeit einer Benutzung der hypermedialen Anwendung. Wird eine solche Anwendung ein zweites oder weiteres Mal genutzt, besteht die Gefahr, dass diese sich aufgrund ihres schon vorhandenen Benutzerprofils anders verhält und andere Verweise anbietet, als der Benutzer sie von vorherigen Sitzungen kennt. Ein Nachvollziehen vorheriger Sitzungen ist somit nur schwer möglich.
Selbiges gilt auch dann, wenn vorhandene Benutzerprofile einer intelligenten Hypermedia-Anwendung gelöscht werden oder aus anderen Gründen nicht für die Anwendung nutzbar sind. Auch ein Vergleich der Sitzungen verschiedener Benutzer ist bei solchen Anwendungen zum Teil nur schwer möglich.
Nichtsdestotrotz können solche Anwendungen durchaus sinnvoll sein. Jede Entwicklung einer Hypermedia-Anwendung geht einher mit einem nicht unerheblichen Aufwand an Medienproduktion. Die intelligente, also dynamische Anpassung der Medienauswahl kann so den Vorteil haben, dass die produzierten Medien gezielter und auch häufiger eingesetzt werden können. Die Relation zwischen Produktionsaufwand und Nutzen kann auf diese Weise positiv beeinflusst werden.
Intelligentes Hypermedia ist eine besondere Form der dynamischen Hypermedien, bei der die Dynamik nicht offensichtlich sein muss. Vielmehr reagiert diese Form von Hypermedia implizit merklich auf das Verhalten des Benutzers während der Darstellung und Bearbeitung.
Drei Formen der "intelligenten" Ausprägung von Hypermedia sollen im Folgenden näher betrachtet werden:
Zunächst jedoch soll ein kurzer Exkurs erfolgen, in dem die Begriffe Adaptivität und Adaptierbarkeit, die in diesem Abschnitt eine wesentliche Rolle spielen, erörtert werden sollen.