Wie "lebt" der Hotspot?

Nach seinem Erscheinen, und häufig auch schon während seines Erscheinens, ist der Hotspot durch den Benutzer aktivierbar. Voraussetzung dafür ist, dass der Benutzer den Hotspot erkannt hat. Um den Hotspot tatsächlich zu aktivieren, muss der Benutzer nun einen weiteren Prozess verschiedener Handlungen und Tätigkeiten durchlaufen:

Die Betrachtung dieses Prozesses verdeutlicht, dass die Zeit, in der ein Hotspot aktiv sein soll, nicht zu kurz sein darf, da sonst der Benutzer nicht in der Lage ist, die Aktivierung überhaupt durchzuführen. Insbesondere bei der Aktivierung durch eine Zeigegeste, bei der der Benutzer zunächst eine Bewegung mit einem Zeigewerkzeug durchführen muss, ist dies eine elementare Anforderung an die Gestaltung des Mediums "Hypervideo". Dies gilt sowohl für solche Hotspots, die unmittelbar mit einem Objekt assoziiert sind als auch für solche, die einen Meta-Kontext adressieren.

Die zeitliche Relevanz hat aber über das Medium Hypervideo hinaus auch weitere Auswirkungen in Richtung des zugrunde liegenden Mediums Video. Zum einen sollte ein zu schneller und eventuell auch zu abrupter thematischer Wechsel in dem vom Video vermittelten Inhalt vermieden werden. Dies trägt dazu bei, den Benutzer auf der kognitiven Ebene zu entlasten. Zum anderen sollten aber auch eine zu schnelle Schnittfolge und damit zu kurze Szenen und Sequenzen im Video vermieden werden, da die dabei angebotene Hotspots vom Benutzer gar nicht erreicht werden können. Anschaulich wird dies bei der Vorstellung, dass ein Musikvideoclip, der in aller Regel, wie in diesem Genre üblich, eine hohe Schnittfrequenz haben wird, mittels Hotspots angereichert werden soll. Der Benutzer/ Zuschauer hätte dabei oftmals gar keine Chance, einen Hotspot zu erreichen. Zwei Auswirkungen wären die Folge:

Mit dem genannten Beispiel soll keinesfalls gesagt werden, dass Hypervideo für Musikvideos nicht anwendbar seien. Beispiele wie das interaktive Musikvideo von Andy Grammer zu seinem Stück "Keep your head up" [GRA10][VAR10], in dem der Zuschauer die visuelle Storyline auswählen kann oder der australischen Drum-and-Bass-Band Pendulum, die für ihr Stück "Salt in the wounds" 2010 das erste interaktive 360°-Video produzierten [PEN10], und weitere zeigen, dass hypermediale Interaktion auch für das Genre "Musikvideo" durchaus realisierbar ist.

Abb. 72a

Abb. 72b

Andy Grammer: "Keep your head up"
Interaktives Musikvideo: Auswahl der Storyline