Mit Führungsmedium

Bei einer Präsentation, die statische und dynamische Anteile kombiniert, stehen aus der Benutzerperspektive vor allem die beiden Fragen danach, ...

Dies muss schon bei der Gestaltung der Präsentation unmittelbar vom Autor oder Produzenten berücksichtigt werden. Die zentralen Fragen lauten:

Das Problem, das die letzte der obigen Fragen aufwirft, kann durch ein Führungsmedium verringert oder sogar gänzlich beseitigt werden.

Wie oben schon mehrfach erwähnt, ist die derzeit vorherrschende Form von Hypermedia der Hypertext. Die aktuelle Umsetzung dieser Form bringt neben der statischen Charakteristik vor allem mit sich, dass es ein starkes Führungsmedium in Form des Textes gibt. Der Benutzer hangelt sich von Text zu Text, folgt an einigen Stellen Verweisen zu Bildern, die ihn entweder zum Ausgangstext zurückbringen oder zu einem weiteren, inhaltlich verwandten Text führen. Somit stellt das Führungsmedium, wie schon angedeutet, ein wichtiges Hilfsmittel zur Navigation durch den aufgespannten Informationsraum dar. Diese Hilfe wird noch einmal deutlich wichtiger, wenn ...

Die Betrachtung der kombinierten Ausprägung von Hypermedia soll in Anlehnung an die vorherrschenden textuellen, also statischen Inhalte des World Wide Web als größtem, derzeit existierenden Hypermedium mit einem nicht wechselnden, statischen Führungsmedium beginnen.

Ohne sich dessen bewusst zu sein, folgt der Benutzer also einem Führungsmedium. Diese aus dem täglichen Umgang mit dem Internet oder genauer, dessen WWW-Teil, erlernte Erfahrung führt zu der Erwartungshaltung, dass es ein solches Führungsmedium auch tatsächlich immer gibt. Es überrascht den Benutzer nicht, dass er, wenn er dem individuellen Informationsfluss folgen will, nur durch die Nutzung von solchen Links, die ihm im Führungsmedium angeboten werden, auch tatsächlich zu dem nächsten relevanten Informationsknoten gelangt.

Hat dieses Führungsmedium einen statischen Charakter, so stellt die gleichwertige Kombination verschiedener Hypermedien für den Benutzer keine weitere Belastung dar. Dies wird später im weiteren Verlauf dieser reihe noch näher beschrieben. Beispielhaft stellt Abbildung 32 kombiniertes Hypermedia mit einem statischem Führungsmedium dar. Als dieses Führungsmedium dient in dieser Abbildung der Hypertext. Der Benutzer gelangt hier von einem Hypertext zum nächsten, um einem Pfad durch den aufgespannten Informationsraum zu folgen. Die Informationsknoten ändern sich während ihrer Darstellung auf Grund ihres statischen Charakters nicht. Der Benutzer hat so viel Zeit, die in den jeweiligen Knoten angebotenen Informationen aufzunehmen, wie er sich selbst dazu nehmen möchte.

Abb. 32
Mit statischem Führungsmedium

Von den statischen Inhalten verweisen Links auf zusätzliche, begleitende Inhalte. In dieser Abbildung sind die Links monodirektional dargestellt. Es wird davon ausgegangen, dass die Hypermedia-Präsentationsschicht in diesem Beispiel die Funktion des Backtracking ("Seite-zurück") besitzt. Bidirektionale Links würden stets wieder zu dem Ausgangsinhalt zurück verweisen, unabhängig ob entlang des Führungspfades oder von einem abseitigen Informationsknoten. Auch hier gilt:

Auch während der Benutzer die das Führungsmedium begleitenden Inhalte betrachtet, kann er sicher sein, dass ihm keine Teilinformation entgeht, weil das Führungsmedium sich gerade wegen seines statischen Charakters nicht ändert.

Dies ändert sich dann, wenn als Führungsmedium ein dynamisches Medium gewählt wird. Dieser Fall ist beispielhaft hier dargestellt, wo Hypervideo als Führungsmedium dient.

Der Pfad des Benutzers durch den aufgespannten Informationsraum beginnt am Anfang des ersten Hypervideos. Von ihm führt der Pfad ...

Auch hier stellt die Navigation für den Benutzer zunächst keine besonderen Probleme dar. Er verfolgt die Videoinhalte bis ...

Abb. 33
Mit dynamischem Führungsmedium

Während des Betrachtens der Hypervideos stehen dem Benutzer die ihm in der Regel schon bekannten Steuerelemente normaler Videos wie "Vorlauf", "Rücklauf", "Stopp" oder "Start" zur Verfügung, um das Abspielen beeinflussen zu können. Problematisch kann es für den Benutzer dann werden, wenn er einen Link zu einem zusätzlichen Informationsmedium aktiviert, welches eine statische Charakteristik hat und parallel zum Führungsmedium präsentiert wird.

Die zentrale Frage, die sich an dieser Stelle ergibt, ist die, ob das Führungsmedium, hier in Form eines Hypervideos, stoppt oder weiterläuft, während der Fokus der Präsentation auf der zusätzlichen Information liegt:

Abb. 34
Präsentation zusätzlicher Medien parallel zum Führungsmedium

Leider ist dies mit den menschlichen Sinnen und insbesondere mit der menschlichen Wahrnehmung und Verarbeitung nicht vereinbar, da die Aufmerksamkeit nicht teilbar ist [FUN13], wie es auch schon in Abbildung 14 im Abschnitt "Hyper..." angesprochen wurde. Somit verpasst der Benutzer bei einer solchen Kombination stets einen Teil der angebotenen Informationen.

Diese Problematik erfährt eine weitere Steigerung, wenn die zusätzlichen Informationen zu einem dynamischen Führungsmedium mittels weiterer dynamischer Medien angeboten werden, denn dies vergrößert die Menge der verpassten Information beim Wechsel des Fokus auf das jeweils andere Medium. Mit entsprechender Gestaltung lassen sich die genannten Probleme zwar nicht in immer in Gänze lösen, aber zumindest lassen sie sich reduzieren, wie es in späteren Abschnitten dieser Reihe noch näher gezeigt wird.

Abb. 35
Mit wechselndem Führungsmedium

Für den Benutzer sind diese Kombinationen kognitiv durchaus zu bewältigen, denn durch die Existenz einer erkennbaren Führung durch den Informationsraum stellt sich der Effekt eines Getting-Lost-in-Hyperspace nicht ein. Insbesondere die Beibehaltung einer Hypermedia-Ausprägung als Führungsmedium erhöht die Navigationssicherheit. Allerdings ist es nicht zwingend notwendig, dass während einer gesamten Präsentation durchgängig das gleiche Führungsmedium genutzt beziehungsweise angeboten werden muss. Vielmehr ist es durchaus auch vorstellbar, dass an einigen wenigen, aber sinnvollen Stellen das Führungsmedium von einer Ausprägung, zum Beispiel Hypertext, zu einer anderen Ausprägung, zum Beispiel Hypervideo, wechselt.