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Schon für die allgemeinen Begriffe Multimedia und Hypermedia gibt es eine unüberschaubare Zahl von Interpretations- und Auslegungsformen. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass beide Begriffe inflationär benutzt werden und dass sie mittlerweile nahezu allgegenwärtig sind.
Im Jahr 1945 beschrieb Vannevar Bush, wie beliebige Informationen über assoziative Verweise verbunden und somit verwaltet werden können. Auch wenn dies, wie im vorigen, ersten Abschnitt dieser Reihe gezeigt, nicht ganz korrekt ist, so werden die Überlegungen von Bush in der Literatur allgemein als der Grundstein für die Entwicklung von "Hypertext" bezeichnet. Der Begriff "Hypertext" selbst wurde 1965 von Theodor H. Nelson (aka Ted Nelson) eingeführt. Dessen Ideen wurden knapp 20 Jahre später dann von Tim Berners-Lee aufgegriffen und weiterentwickelt, um darauf aufbauend das "World Wide Web" zu entwickeln und einzuführen [BER92].
Nelson kommt zu dem Schluss, dass Hypertext Wissen zu einem bestimmten Thema in nichtlinearer Form wiedergibt [NEL65][WED65][HUB03]. Dabei bietet vor allem der Aspekt der Nichtlinearität die Möglichkeit, eine auf den Bedarf des jeweiligen Lesers abgestimmte Teilmenge des vorgehaltenen Wissens abzurufen. Dem Leser ist es also möglich, nur eine Teilmenge der ursprünglich vorhandenen Informationen zu nutzen. Während des Lesens linearisiert er die rezipierten Informationen selbst. Dieser Prozess, der in der folgenden Abbildung dargestellt ist, ist in [HOF10] im Detail beschrieben.
Auswahl, Verarbeitung und Einbau in das mentale Informationsmodell (Interaktion und Präsentation)
Die technische Entwicklung und die umfassende Verbreitung des Internet haben die Bedeutung des Begriffes "Hypertext" ebenso wie die des Begriffes "Hypermedia" weitgehend verändert. Dies bestätigt auch Nelson selbst, indem er sagt, dass der Terminus Hypertext allgemein anerkannt und genutzt wird, um die Verzweigung und Vernetzung eines Textes mit weiteren Texten zu beschreiben [NEL81][NEL92]. Der verwandte und eigentlich übergeordnete Begriff "Hypermedia" dagegen, der die allgemeine Vernetzung von Texten, Grafiken, Bildern, Filmen, Sound und so weiter beschreibt, wird in diesem Zusammenhang eher nicht genutzt oder durch Ausdrücke wie "interaktives Multimedia" beschrieben, obwohl solche Ausdrücke sperriger, meistens länger und in der Regel auch ungenauer sind. Hinzu kommt, dass es auch für den Begriff Multimedia, wie es im Folgenden ebenfalls noch genauer dargestellt wird, ebenfalls eine Reihe sich zum Teil widersprechender Definitionen und Auslegungen gibt.