Wie in den Abbildungen 15, 16 und 17 im Abschnitt "Hyper..." etc. gezeigt, wird der Hypermediagedanke mittlerweile so interpretiert, dass nicht nur ganze Dokumente untereinander verlinkt sind, sondern dass vielmehr besonders definierte Stellen innerhalb eines Dokuments mit anderen besonders definierten Stellen in demselben oder einem anderen Dokument verlinkt werden können. Im Hypertext sind diese Stellen leicht durch die Position von textuellen Kapiteln wie Absätzen, Sätzen oder einzelnen Worten zu beschreiben. Hier ist also die Position des Ankers, unabhängig ob Start- oder Zielanker, unmittelbar mit der Semantik des Inhalts verbunden. Anders ist dies bei solchen Hypermedien, deren Basis ein Bild darstellt. Auch wenn die Bezeichnung dafür nicht alltäglich und weitverbreitet ist, sollen diese im weiteren Verlauf als Hyperimage bezeichnet werden.
In einem Hyperimage können Regionen innerhalb des Bildes als Start- und Zielanker zur Verlinkung definiert werden. Diese Definition erfolgt in der Regel durch die Angabe der Position und des Umrisses der Region.
Wie beim Hypertext ist auch beim Hyperimage das zeitliche Verhalten ein statisches. Unabhängig davon, wie lange das Hyperimage präsentiert wird, verändert es sich nicht. Es wäre falsch zu sagen, dass sich das Hyperimage verändert, wenn der Benutzer eine Interaktion zum Beispiel durch die Aktivierung eines Links vornimmt. Vielmehr wird das Hyperimage gegebenenfalls auf der Präsentationsfläche verschoben, möglicherweise in seiner Größe verändert oder durch ein anderes Hyperimage ersetzt.
Das Analogon zu textuellen Kapiteln, die im Hypertext als Anker der Links dienen, sind im Hyperimage visuelle Abschnitte. Damit sind Objekte gemeint, die im Bild gezeigt werden und die der Startanker eines Links aus dem Hyperimage heraus sind. Diese Objekte können sowohl tatsächlich sichtbare, semantische Objekte sein als auch solche, die das Bild oder Teile davon auf einer abstrakten Ebene, einer sogenannten Meta-Ebene, beschreiben, wie es in späteren Teilen dieses Buches für den Fall der Hypervideos noch näher erläutert werden soll.
Auch wenn die Beschreibung des Typus Hyperimage bis hierher sehr theoretisch klingt, so existiert er in der aktuellen Anwendungswelt durchaus schon, auch wenn er eher selten genutzt wird. Die wohl bekannteste Implementierung von Hyperimage ist die Imagemap, wie sie im HTML-Standard beschrieben wird:
Im obigen Beispiel wird zunächst ein Bild als Teil des HTML-Dokumentes eingefügt. In dem einfügenden img-Tag wird mit dem Parameter use-map auf eine sogenannte Imagemap referenziert. Diese Imagemap ist eine Liste von Beschreibungen von Bereichen im Bild, die als Anker von Links aus dem Bild heraus definiert werden sollen. Die folgende Abbildung 27 zeigt, wie der obige beispielhafte HTML-Code in den derzeit üblichen Browsern dargestellt wird.
Während die Position des Startankers im Hypertext durch die Position innerhalb des Textes festgelegt ist, wird beim Hyperimage die Angabe der Position vom Inhalt, also hier dem Bild, getrennt. Dazu wird in der Bereichsbeschreibung area zunächst mittels der shape-Angabe die Form und dann mittels des coord-Parameters deren Position innerhalb des Bildes festgelegt. Die href-Angabe beschreibt, wie auch beim Hypertextlink, den Zielanker des Links.
Na, wo ist der Link? Ah, hier ist der Link! |
Anders als im Hypertext kümmern sich Browser üblicherweise nicht um die direkte Darstellung der Anker in einem Hyperimage. Dies erfolgt in der Regel lediglich indirekt, wie es in Abbildung 27 ebenfalls gezeigt wird. Der Bereich des Bildes, der verweissensitiv sein soll, ist für den Benutzer zunächst nicht offensichtlich zu erkennen. Erst wenn der Benutzer den Mauszeiger über den verweissensitiven Bereich bewegt, wird der Link durch die Änderung des Mauszeigers erkennbar. Unterstrichen werden kann dies durch einen erscheinenden erklärenden Tooltip, den der Autor vorsehen kann. Für den Benutzer bedeutet dies, dass er ...
Für den Autor bedeutet dies auf der anderen Seite, dass er dem Benutzer entweder einen Hinweis in einer Bildunterschrift oder einem begleitenden Text auf die hypermediale Charakteristik des Bildes geben muss oder indem er diese Charakteristik auf anderem, möglichst intuitivem Wege anzeigt. Die naheliegendste Möglichkeit für den Autor besteht darin, dass er den Bereich selbst im Bild zum Beispiel durch einen eingezeichneten Rahmen hervorhebt. Hier allerdings könnte ihm dann derzeit wiederum die Technik im Wege stehen, wie am folgenden HTML-Code gezeigt werden soll:
Die einzige offensichtliche Änderung besteht im Einfügen der Angabe width. In der im Beispiel gezeigten Form wird das Bild immer in der ganzen nutzbaren Breite des Browserfensters dargestellt. Wird das Browserfenster vergrößert oder verkleinert, so ändert sich auch die Größe des Bildes innerhalb des Fensters. Die Imagemap allerdings, auf die im img-Tag referenziert wird, bleibt davon unberührt. Der verweissensitive Bereich bleibt daher auch mit seiner Form und Größe an den festgelegten Koordinaten. Diese sind jedoch absolut und beziehen sich stets auf den linken oberen Eckpunkt des Bildes. Bei einer Größenänderung des Bildes verschiebt oder verformt sich das abgebildete Objekt, das der Startanker sein sollte, innerhalb des Bildes jedoch und verändert so seinen Bezug zum verweissensitiven Bereich. Insbesondere für die folgende Abbildung 28 soll hier klargestellt sein, dass im obigen HTML-Code ein Kreis als verweissensitive Fläche beschrieben wird, während in der Abbildung allerdings eine Kontur als Freiform gezeigt wird. Der beschriebene Effekt ist allerdings der gleiche.
In diesem Zusammenhang muss natürlich das derzeit so oft benutzte Schlagwort "Responsive Webdesign" genannt werden, denn moderner Anwendungsgestaltung, die oftmals eine automatische Anpassung der Darstellung der Inhalte an die Präsentationsumgebung und deren Größe vorsehen, steht dieses Verhalten im Wege.
Bild in Original- und in veränderter Größe ohne Anpassung der Imagemap |
Auf dem Weg vom Link zum Hotspot, Teil II:
Eigenschaften von Hyperimage-Links
Position des Startankers: | Die Position ergibt sich durch die Definition von Bereichen in einer zusätzlich zum Bild zu definierenden Imagemap. Die definierte Position wird absolut zur linken oberen Ecke des Bildes beschrieben |
Veränderung der Position des Startankers: | Die Definition der Position ist absolut und verändert sich bei einer Änderung der Darstellungsgröße des Bildes nicht. Keine zeitliche Änderung während der Darstellung des Hyperimages. |
Aussehen des Startankers: | Keine direkte automatische Darstellung durch den Browser. Indirekte Darstellung durch Änderung des Mauszeigers und optionaler Nutzung von Tooltips beim Überfahren des verweissensitiven Bereichs mit dem (Maus-) Cursor. |
Veränderung des Aussehens des Startankers: | Standardmäßig keine Änderung der Darstellung des Startankers durch den Browser. Standardmäßig Änderung des Mauszeigers beim Überfahren des Startankers durch den Browser. |
Position des Zielankers: | Keine standardisierte Darstellung definiert. |
Aussehen des Zielankers: | KKeine standardisierte Darstellung definiert. Manche Browser unterstützen Tooltips. Manche Anwendungen zeigen Vorschaubilder. |