Beim nichtlinearen Fernsehen mit bidirektionalem Punkt-zu-Punkt-Interaktionskanal wird von Video-auf-Abruf oder Video-on-Demand (VoD) gesprochen. Nachdem Pilotversuche Anfang der Neunziger an den hohen Kosten für den technischen Aufbau von VoD-Angeboten scheiterten [BRA00], rührt sich erst in jüngerer Zeit wieder etwas auf diesem Markt, dafür allerdings mit enormer Vehemenz. Jetzt, da das Internet-Fernsehen nach Expertenmeinungen seinen Durchbruch genommen hat [BIT06], ist der Schritt zum gewinnbringenden Verkauf von VoD-Diensten mittlerweile erfolgreich genommen. Nachdem der Internetanbieter T-Online schon seit Ende 2004 Videofilme zum Download anbot, folgte im September desselben Jahres Amazon, wohl das weltweit größte "Internet-Versandhaus", mit dem Dienst "Unbox". Ebenso nahm bereits Ende Juli 2006 der Dienst Maxdome des Fernsehsenders ProSieben den Regelbetrieb auf. Auch der Disney-Konzern testete das Angebot von Fernsehserien für den iPod als eine Ausprägung mobiler Videoabspielgeräte und strahlt Fernsehserien mit Hinblick auf die Erschließung eines multilingualen Publikums über das Internet aus, ebenso wie auch Apple diesen Markt als interessant für sich erkannt hat und versucht, ihn zu besetzen. Durch den Abruf der Videos über das weltweite Datennetz ist das Angebot von zahlreichen verschiedenen Sprachspuren im Vergleich zum herkömmlichen Punkt-zu-Mehrpunkt-Fernsehen (Broadcast) nämlich unkritisch [ZEI11], während die Anzahl der erreichbaren Haushalte um ein Vielfaches steigt.
Wenngleich kontrovers diskutiert, so sorgt die Digitalisierung dennoch beim herkömmlichen Fernsehen für Zuschauerschwund, was sowohl der Lehrstuhl Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Uni Siegen, das Fraunhofer Institut für angewandte Informationstechnik (FIT) als auch die Fortbildungsakademie Medien der Universität Siegen in einer vom Software-Hersteller Buhl Data in Auftrag gegebenen Studie herausfanden [HEI06]. Helmut Hauptmeier von der Fortbildungsakademie Medien der Universität Siegen ist der Meinung, dass der Zuschauer digitaler Angebote bei dem Überangebot an Programmkanälen zwingend darauf angewiesen sei, sich etwa über das Internet einen eigenen Zugang zum Programmangebot zu verschaffen [HEI06].
Das die Themen Interaktion, Vernetzung, und individueller Abruf von Programminhalten auch für die "klassischen" Fernsehanstalten verstärkt von Interesse sind, belegen die steigende Zahl der sendereigenen Mediatheken sowie die enormen Aufwände und Ressourcen, die diese Anstalten für deren Entwicklung und Betrieb bereitstellen.
Weil sich die Auftritte und Gestaltungen solcher Angebote fast schon in regelmäßigen Perioden ändern oder den vermeintlichen Benutzerwünschen angepasst werden, soll an dieser Stelle lediglich ein sehr grober Blick auf solche Mediatheken-Angebote geworfen werden. Da es zu den im Abschnitt "Adaptivität und Adaptierbarkeit" besprochenen Aspekten der Adaptivität und Adaptierbarkeit passt, wurden deshalb stellvertretend für die Angebote vieler anderer Fernsehanstalten die Mediatheken von ARD und ZDF im Stand vom August 2018 ausgewählt.
Mediathek der ARD (August 2018)
Die ARD wählt hier den wohl einfachsten Weg, der keine weitere Personalisierung oder Adaptierbarkeit durch und an den Benutzer vorsieht. Diese wird hier auf Seiten der Anbieter eingeführt, indem der Benutzer die Möglichkeit hat, seine "Ziel"sendung durch Kategorien und Unterkategorien auf mehreren Ebenen selbst zu finden. Es wird also für die Seite des Benutzers ...
Anders aufgebaut hingegen ist das Angebot der Mediathek des ZDF. Für den schnellen Zugang steht auch hier eine einfache Navigation durch Kategorien und Unterkategorien zur Verfügung.
Darüber hinaus kann der Benutzer dieses Angebot aber auch durch eine Personalisierung anreichern. Hierzu muss er zunächst eine Registrierung vornehmen, und kann dann sowohl Darstellungs- und Präsentationspräferenzen als auch thematische und inhaltliche Präferenzen und Vorlieben einstellen und so ein erweitertes, proaktives Angebot der Mediathek nutzen.
Mediathek des ZDF, allgemeines Angebot (August 2018)
In beiden gezeigten Angeboten werden Zusatzinformationen zu den ausgewählten Sendungen stets und ausschließlich außerhalb der Präsentation der ausgewählten Sendung dargestellt. Zudem wird auf eine Interaktion des Benutzers mit beziehungsweise innerhalb der Sendung verzichtet. Der Benutzer kann Objekte, die in der ausgewählten Sendung gezeigt werden, nicht aktivieren, um gezielt Zusatzinformationen zu genau diesem Objekt zu erhalten. Es erfolgt also keine Kombination von (Hyper-) Medien, wie im Abschnitt "Kombiniertes Hypermedia" beschrieben.
Mediathek des ZDF, personalisiertes Angebot (August 2018) |