... in der Navigation (Teil 1 von 2)


Teil 2

Wie zu Beginn des vorigen Abschnitts schon gesagt wurde, ist die Navigation die zentrale Tätigkeit des Benutzers in einer Informationswelt. Allerdings ändern sich sowohl die Art der Navigation und als auch die Ansprüche und Erfordernisse des Benutzers in Bezug auf die Navigationsmöglichkeiten und –hilfen durch die neuen medialen Möglichkeiten und die technische Umsetzung sowie nicht zuletzt auch durch die Veränderungen im strukturellen Aufbau.

Die Antwort auf die Frage nach dem "Wo bin ich?" kann bei Hypermedien nicht mehr so einfach "Du bist hier!" lauten, wie es Dubberly und Mitsch so schön anschaulich mit ihrer Abbildung "When faced with a book, most people have certain assumptions about where to start and where to go next." beschreiben. [DUB12]

Abb. 56
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Im Medium Buch lässt sich die gestellte Frage noch sehr einfach mit "Du bist auf Seite 82 von 153 Seiten." beantworten und auch ohne explizite Seitenangabe ist es für den Benutzer, in dem Falle: für den Leser, unmittelbar erkennbar, wo er sich befindet und wie weit er schon auf seinem Weg durch die lineare Informationswelt des Buches vorangeschritten ist.

Das eine Antwort auf die oben gestellte Frage für ein Medium mit zeitlich statischem Charakter, wie es ein Buch ist, leicht zu finden ist, mag logisch erscheinen. Jedoch ist die Schwierigkeit, eine Antwort auf diese Frage zu finden, nicht abhängig vom Medium und seinem zeitlichen Charakter. Dies wird deutlich, wenn sich der Benutzer die Frage "Wo bin ich?" zum Beispiel im Medium Film stellt. Hierbei fällt die Antwort ebenfalls noch leicht:
"Du bist in Szene 4."
oder:
"Du hast schon 73 Minuten von 93 Minuten gesehen."
In beiden Fällen, Buch und Film, ist mit der Antwort auch die Frage geklärt, wie lang der Weg des Benutzers/ Lesers/ Zuschauers bis zum Ende des Mediums noch ist.

Ist es an sich schon erstaunlich, dass die Antwort in zeitlich statischen und zeitlich dynamischen Medien auf gleiche Weise ausfällt, so wird die Komplexität der Orientierung und der Navigation innerhalb von Medien noch deutlicher, wenn das "Wo bin ich?" bei der Betrachtung eines einzelnen Bildes beantwortet werden soll. Dabei kann die Antwort dabei natürlich auf das Räumliche bezogen werden: "Ich bin kurz neben der Mitte links.".
Allerdings sagt diese Antwort jedoch in der Regel nichts darüber aus, wie weit der Benutzer die Wahrnehmung des Bildes und dessen Verarbeitung abgeschlossen hat. Hier kommen zwei weitere Aspekte der Medienwahrnehmung zum Tragen:

Die Komplexität der Frage erreicht allerdings noch einmal ein weiteres, höheres Niveau, wenn die verschiedenen Medientypen nicht einzeln, sondern in Kombination präsentiert und genutzt werden, so wie es im Abschnitt "Kombiniertes Hypermedia" am Beispiel der kombinierten Hypermedien vorgestellt wurde. Das Vorhandensein eines Führungsmediums kann hier für Orientierung und Navigation ausgesprochen hilfreich sein, da die Navigation in diesem Fall vor allem am Führungsmedium entlang stattfinden kann. Ohne ein Führungsmedium wird die Navigation für den Benutzer leicht zu einer solch komplexen Aufgabe, dass sie entweder vom eigentlichen Benutzungsziel ablenkt oder den Benutzer gar so weit überfordert, dass er die Benutzung frustriert aufgibt.

Das Niveau der Komplexität kann allerdings auch darüber hinaus noch weiter steigen. Gerade die neuen Medien im aktuellen Web 2.0 und auch die absehbar zukünftigen Medien werden die Navigation noch einmal schwieriger machen.